Reich an Symbolik: der Kranz
Florale Kränze werden heute weltweit zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten verwendet. Ihre symbolische Bedeutung ist allerdings nicht in allen Religionen die gleiche und auch nicht alle Völker akzeptieren den Kranz als religiöses Symbol.
Kranz-Symbolik
Im Christentum gilt ein Kranz als Symbol für Hoffnung, das Ewige Leben und Unendlichkeit.Kränze begleiten Christen ihr ganzes Leben lang: Manches Kind trägt schon bei der Taufe ein zartes Kopfkränzchen – als Zeichen des Neubeginns –, zur Erstkommunion schmücken kunstvolle Blütenkränze die Köpfe der Mädchen. Die nächste Gelegenheit, bei einem kirchlichen Fest einen Kranz im Haar zu tragen, bekommt die Braut bei ihrer Hochzeit. Und schließlich geben wir den Toten den Kranz als letzten Gruß mit.
Ein Kranz an der Tür gilt als erster Gruß der Hausbesitzer und heißt ihre Besucher willkommen.
Buddhisten sehen im Kranz die Form des Rades, das als Zeichen ihres Glaubens steht. Das Rad – und somit auch der Kranz – symbolisiert hier das Eingebundensein des Menschen in den ewigen Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt.
Juden verwenden den Kranz nicht als religiöses Symbol. Heute sehen sie ihn allerdings als Zeichen der Sympathie, wenn er von einem Christen überbracht wird.
Die Völker des Islams akzeptieren den Kranz nur als weltliches Ehrenzeichen – wenn ein Anhänger ihres Glaubens in Glaubensausübung den Tod gefunden hat.
Kranz-Symbolik in der Geschichte
Die große Bedeutung des Kranzes ist allerdings keine Erfindung unserer Zeit. Schon die Völker der Antike sahen in Kränzen wichtige, teils auch religiöse Symbole.
Die Alten Ägypter verehrten die Sonne als Gottheit – der Kranz galt als Symbol für die Sonne und ihre ewige Wiederkehr.
Auch im weltlichen Bereich waren Kränze bei den Ägyptern von Bedeutung: Als ersten Gruß schmückten sie willkommene Gäste mit einem Kranz. Im Alten Ägypten waren Kränze sehr begehrt und der Beruf des „Kranzwinders” entsprechend angesehen.
Griechen und Römer der Antike glaubten an ein Weiterleben im Reich der Toten. Schon damals war der Kranz, der diese Unsterblichkeit symbolisierte, Teil ihres Totenkults. Aber auch als Siegeszeichen bei sportlichen und musischen Wettkämpfen wurden Kränze überreicht, zum Beispiel Lorbeerkränze bei den Pythischen Spielen in Delphi. Wer einen römischen Bürger aus Lebensgefahr rettete, erhielt zum Dank einen Eichenlaubkranz – „corona civica”. Aus den Metall-Nachbildungen solcher Kränze entwickelte sich später die Krone.
Die Kelten opferten zum Fest der Frühlings-Tagundnachtgleiche geflochtene Kränze. Noch heute ist ein sommerlicher Kräuter- oder Blütenkranz zur Sonnwendfeier ein gern gesehenes Geschenk.
Die Germanen waren der Meinung, die Seele der Ungeborenen lebe in einem See und jene der Toten im Totenreich. Seelen waren also in ihrer Religion unvergänglich. Diese Unvergänglichkeit symbolisierte ein schlichter, grüner Kranz. Übrigens: Das Wort „Seele” stammt vom urgermanischen „saiwalo” – „das vom See stammende”.