Aussaat
Ein Leitfaden – nicht nur für Gartenneulinge
Aussaat ist eine wunderbare Methode, um mit relativ geringem finanziellen Aufwand eine Fülle neuer Pflanzenarten im Garten anzusiedeln. Zudem macht es Spaß, den grünen Neuzugang vom Samenkorn bis zur Blüte oder Ernte beim Wachsen zu beobachten. Kinder sammeln bei der Eigenanzucht von Gartenkresse, Sonnenblume und Kürbis wertvolle Erfahrungen und übernehmen Verantwortung bei der Versorgung genügsamer Lebewesen.
Kistchen, Becher, Topf oder gleich an Ort und Stelle?
Die Wahl des idealen Gefäßes hängt von mehreren Faktoren ab – vor allem von Aussaatmethode und Samengröße.
Ausaaat-Methoden
Breitwürfige Saat: Feinstes Saatgut wie das von Begonien wird meist breitwürfig ausgesät. Die Samenkörner werden gleichmäßig über die vorbereitete Fläche verteilt. Mit etwas Übung gelingt das gut. Sobald die Keimlinge einander das Licht streitig machen, müssen sie auf größeren Abstand vereinzelt werden. Gärtner nennen diese meditative Tätigkeit „Pikieren“. Breitwürfig sät man in Saatkistchen oder auf vorbereitete Flächen im Freien – zum Beispiel Rasen oder Blumenwiesen.
Einzelkornsaat: Sind die Samen größer, wie beispielsweise die von Sonnenblumen oder Kürbissen, können sie einzeln in kleinere Töpfe oder Multitopfplatten gesät werden. Selbstverständlich ist diese Aussaatmethode auch für große Samenkörner der Kokospalme oder ähnlicher Gewächse ideal – die Gefäßwahl wird dann aber besser auf einen geräumigen Kübel fallen.
Reihensaat: Samen von Gemüse und Kräutern, die im vorbereiteten Beet an Ort und Stelle gesät werden, werden oft in Reihen abgelegt. Zwischen den Reihen können die Pflegearbeiten dann ohne besonderen Aufwand erledigt werden und die Einzelpflanzen haben ausreichend Platz. Auch Citygärtner säen Pflücksalate, Schnittlauch, Petersilie & Co. gerne in Balkonkistchen oder Hochbeeten in Reihen aus.
Direktsaat an Ort und Stelle erfolgt, wenn in der Region keine Frostgefahr mehr besteht – ab Anfang oder Mitte Mai. Pflanzen, die sich schnell entwickeln und schon im Keimstadium gegen Unkräuter durchsetzen, können direkt gesät werden.
Ausaat-Gefäße
Wer in Töpfe sät, kann zwischen Plastik- oder Tontöpfen wählen. Letztere trocknen meist schneller aus als Plastikgefäße, aber beide lassen sich wiederverwenden.
„Paperpots“ aus Papier sind vor allem für Gemüse- und Beetpflanzen beliebt – sie können später auch damit im Garten gesetzt werden. Auch aus Zeitungspapier kann man selbst Paperpots für die Vermehrung herstellen.
Kinder haben Spaß an bunten Töpfchen – sammeln Sie Fruchtzwergebecher (bei Freunden, wenn Sie die nicht selbst auslöffeln wollen). Auch Joghurtbecher sind günstige Alternativen. Bohren Sie aber auf jeden Fall Abzugslöcher in solche „Recyclingtöpfe“.
Kleine Pflänzchen haben’s leicht, wenn wir ihnen die besten Startvorteile sichern. Dazu gehört in erster Linie eine saubere Umgebung. Waschen und/oder desinfizieren Sie die Aussaatgefäße gründlich vor der Verwendung.
Warum spezielles Aussaatsubstrat?
Im Handel erhalten Sie hoch qualitative Aussaaterden. Diese sind besonders fein und nährstoffarm. Das Aussaatsubstrat sollte zudem frei von Krankheitserregern und Pilzsporen sein. Dazu wird es vom Hersteller „gedämpft“: Durch das Einleiten heißen Wasserdampfs sterben Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Pilze ab, auch Unkräuter werden vernichtet. Wird in dieses desinfizierte Substrat gesät, müssen sich die zarten Keimlinge nicht schon zu Beginn ihres jungen Lebens gegen Krankheiten und Schädlinge wehren. Auch die zarten Wurzeln sind anfangs noch zu empfindlich, um hohe Nährstoffkonzentrationen zu verkraften – daher sind Aussaaterden frei von zusätzlichen Düngemitteln.
Wer die Einzelkornsaat der breitwürfigen vorzieht, muss später nicht pikieren/vereinzeln. In diesem Fall kann das Aussaatgefäß erst zu einem Drittel mit herkömmlichem, aufgedüngtem Pflanzsubstrat oder gedämpfter und gesiebter Komposterde befüllt werden, bevor die feine Aussaaterde darüber kommt. So können sich die Sämlinge mit Nährstoffen versorgen, wenn die ersten kritischen Tage überstanden sind und die Wurzeln in tiefere Bodenschichten vordringen.
Was braucht ein Samenkorn zum Keimen?
Die wichtigsten Keimfaktoren sind Feuchtigkeit, Wärme und Licht.
Um die sogenannte „gespannte Luft“ – hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Temperatur – zu erzielen, werden Aussaatgefäße mit transparenter Folie „überbaut“ oder mit klaren Glasscheiben abgedeckt. Für die Vorkultur am Fensterbrett gibt es Zimmergewächshäuser nach jedem Hobbygärtnergeschmack.
Die meisten Samen keimen bei 18–20° C.
Gönnen Sie den Jungpflanzen einen hellen, vor der Mittagssonne geschützten Platz. Ein Großteil unserer Kulturpflanzen gehört in die Gruppe der Dunkelkeimer. Ihre Samen werden samenkornstark mit Aussaatsubstrat übersiebt – achten Sie darauf, die Erdschicht in gleichbleibender Stärke aufzutragen, sonst keimt das Saatgut unregelmäßig. Das Substrat wird anschließend mit einem Brettchen sanft angedrückt – so sind die Samenkörner von Erde umschlossen. Dann gießen Sie das Aussatgefäß durchdringend an. Profis verwenden dafür eine Gießkanne mit feiner Brause. Beginnen Sie neben dem Kistchen, denn die anfangs großen Wassertropfen würden Samenkörner ausschwemmen. Auch am Schluss wird die Gießkanne wegen der Tropfenbildung erst neben dem Saatgefäß wieder abgesetzt.
Feinste Samenkörner müssen nicht übersiebt werden.
Lichtkeimer wollen keine Abdeckung mit Erde. Sie sind selten, trotzdem ist darauf Rücksicht zu nehmen, wenn die Aussaat Erfolg haben soll. Die gärtnerische Herausforderung liegt darin, die Saat bis zur Keimung nicht austrocknen zu lassen. Zur Gruppe der Lichtkeimer gehören Basilikum, Bohnenkraut, Buntnessel, Dill, Gartenkresse, Karotte, Kopfsalat, Löwenmaul, Pantoffelblume, Petunie, viele Primelarten, Schafgarbe, …
Pikieren
Sobald die breitwürdig gesäten Keimlinge einander das Licht streitig machen, wird pikiert. Mit einem Pikierstab hebt man den Sämling mit den Wurzeln vorsichtig aus dem Kistchen und vereinzelt in kleine Töpfe oder Multitopfplatten. Im Idealfall werden die Pflänzchen bis zu den Keimblättern in Erde gesteckt. Nur überlange Wurzeln dürfen vorsichtig eingekürzt werden. Das zum Pikieren verwendete Substrat enthält bereits eine geringe Konzentration an Nährstoffen. Das durch Lichtmangel bedingte Längenwachstum kann auch reduziert werden, indem man nach dem Keimen die Wärme reduziert.